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Bei der “vergessenen Toten” in Liza Codys “Ballade” handelt es sich um eine junge (fiktive) Musikerin, die in den 80er Jahren mit ihrer Frauenband in England ein Megastar war, bis sie nach wenigen Jahren des Ruhms brutal ermordet wurde. Diese Elly Astoria war eine unscheinbare graumäusige Erscheinung, überstrahlt von ihren Bandmitgliedern, vor allem der charismatischen Sängerin der Truppe. Elly war schüchtern, lebte zurückgezogen mit einer schwer drogenkranken Mutter zusammen. Doch sie war ein musikalisches Genie und ihre Songs waren in den 80er Jahren Kult. Nach ihrem unaufgeklärten Tod wurde ihr Werk alsbald von anderen vereinnahmt und sie selbst in die Vergessenheit verbannt.
Als die erfolglose Schriftstellerin Amy in ihrem Stammcafé Jahrzehnte später zufällig einen alten Hit der Band im Radio hört, beschließt sie eine Biographie über die vergessene Tote zu schreiben. Wider Willen gerät ihre Recherche zu einer Art Ermittlungsarbeit, denn natürlich macht sie sich auf die Suche nach dem Mörder. Der Kreis von Personen, die Elly aus Missgunst, Neid und Gier hätten nach dem Leben trachten können, wird immer größer. Da gibt es die Bandkolleginnen, rivalisierende Stars, fiese Manager, Agenten, Anwälte, Produzenten, Trittbrettfahrer und neurotische Fans, kurz: Amy stößt in ein Wespennetz von Intrigen und Machenschaften, in der diese kleine Frau hilflos verloren ging und auch jetzt wieder bei der Recherche zusehends unsichtbarer zu werden droht.
Äußerst hörspielaffin ist der Roman ein multiperspektivisches Konglomerat aus Interviews, Tagebucheintragungen, Notizen, Aussagen, Polizeiberichten, E-Mails usw., die zwar alle irgendetwas mit Ellys Leben zu tun haben, aber dieses doch immer mehr überformen und in den Hintergrund drängen. Und natürlich spielt die Musik eine große Rolle.