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Bibiana Beglau liest eine Auswahl aus den Texten der eigenwilligen, weltoffenen und unkonventionellen Schweizer Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach, die zu einer Ikone des lesbischen Schreibens und Lebens geworden ist.
Annemarie Schwarzenbach, geboren als Millionärstochter 1908 in Zürich, lebte ein Leben in Extremen. «Die unheilbar Reisende» suchte das Abenteuer, die Grenzerfahrung. In fernen Ländern ebenso wie in ihren zumeist unglücklichen Beziehungen, schliesslich auch im Drogenrausch. Annemarie Schwarzenbach starb am 15. November 1942 in Sils. Heute, 70 Jahre später, wo im Strudel der Globalisierung alte Kultur- und Geschlechterkonflikte wieder neu ausbrechen, klingt ihre Stimme so modern wie nie. Und bleibt trotzdem fremd und eigen. Zu erfahren in einer vierteiligen Hommage, die vom Engadin über Syrien bis in den Kongo führt.
Sie beginnt mit dem ersten Teil der novellistischen Erzählung «Eine Frau zu sehen». Dieser Text der gerade mal 21jährigen ist erst 2008 aus dem Nachlass publiziert worden. Er steht für die Geburt der Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach, und gleichzeitig für ihr Coming-Out als lesbische Frau. Im mondänen Wintersport-Ambiente von St. Moritz kommt es an Weihnachten 1929 zu einer wortlosen Begegnung mit Folgen.
Auf ihren ausgedehnten Reisen hatte Annemarie Schwarzenbach die Länder des Nahen und Mittleren Ostens besucht, war durchs Baltikum, Skandinavien und die Sowjetunion gefahren, hatte mehrfach die Vereinigten Staaten bereist und war 1939 zusammen mit Ella Maillart in ihrem Ford von Genf bis nach Kabul gefahren.
Diese Reisen schlugen sich in mehreren Hundert Feuilletons nieder, in denen die Schriftstellerin ihre Zeitgenossen auf sehr persönliche, eindringliche und literarische Weise an ihren Fahrten teilhaben liess. Zu hören sind mehrere Reisereportagen, die «Liebeserklärungen einer Reisenden».