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Der schöne junge Dorian bezaubert den Maler Basil Hallward und erliegt seinerseits dem Einfluss des geistreichen und zynischen Adeligen, Lord Henry. Als Basil ein Porträt von Dorian anfertigt, wünscht er sich selbstverliebt, dass nicht er, sondern das Porträt altern soll. Sein Wunsch wird erfüllt. Dorian führt ein zügelloses Leben, stürzt Menschen in Abgründe und lebt selber alterslos und unbeschadet weiter – zumindest eine Zeit lang.
Oscar Wilde war einer der genialen Dichter des fin de siècle, die mit verblüffendem Witz und virtuosem Können die Frivolität und die Melancholie ihrer Zeit beschrieben haben. Der 1890 entstandene Roman “Das Bildnis des Dorian Gray”, auf dem Theaterstück und Hörspiel von Walter Hartley basieren, hat sehr verschiedene Reaktionen ausgelöst: Es sei dem Autor hier gelungen, den Geschmack der Massen zugleich zu befriedigen und zu verspotten; er habe, um die bürgerliche Moral zu verhöhnen, einen perversen Genussmenschen verherrlicht; der Roman sei ein Gleichnis für den Wunsch des Menschen, schön und machtvoll zu sein, auch wenn er an seiner Seele Schaden erleidet.
Das in der Literatur des 19. Jahrhunderts beliebte Motiv des Doppelgängers, das im Kern eine Persönlichkeitsspaltung beschreibt, haben u.a. E. T. A. Hoffmann und Robert Louis Stevenson behandelt. Wilde aber ist der erste, der die psychologische Abgründigkeit im Motiv der Doppelexistenz gestaltet hat.